da-zwischen II

Ein wesentlicher Aspekt ist für mich der Reiz des widerspenstig harten  Materials, das im Entstehungsprozess in eine gewünschte u. a. scheinbar weiche leichte Form gebracht wird und der Idee eine relative Dauerhaftigkeit in Eisen, Edelstahl, Kupfer und Messing verleiht. Es fasziniert, wie sich das Material der Idee unterordnet.

Die Freude bei der Realisierung, der Entstehung der Form ist mit einem Spiel vergleichbar, in dem sich das Eine in das Andere fügt. Manchmal genügt es, einen Gegenstand oder ein Fundstück aus seinem alltäglichen Zusammenhang zu isolieren und in einer neuen vorher unbekannten Situation / Funktion oder mit anderen Objekten zu präsentieren, wie es bereits im Dadaismus und Surrealismus der Fall war. Ähnlich auch die Veränderung, Vergrößerung  und Umsetzung eines Gegenstands in ein anderes Material.

Zwischen Tugenden und Lastern, zwischen Bewegung und eingefrorenem Stillstand, zwischen Quodlibet, Zeit und Endlichkeit sind die Themen vielfältig. Die Endlichkeit zeigt sich nicht nur inhaltlich sondern auch darin, dass die ersten Arbeiten nach nunmehr fast 50 Jahren durchgerostet sind bzw. im Laufe der Zeit ihre Form und Oberflächenqualitäten verloren oder verändert haben. Dies hat qualitativ nicht unbedingt negative Qualitäten.

Jeder Gegenstand hat an sich mehrdimensionale Bedeutungsebenen, die nicht nur die ursprüngliche Funktion berücksichtigen, sondern gleichzeitig emontionale und symbolische Elemente beinhalten und Erinnerungen, Gedanken etc. hervorrufen können.  Ein Schlüssel öffnet und schließt ein Türschloss. Er erinnert evtl. an Situationen / Erlebnisse, die damit zusammenhängen. Gleichzeitig kann er für die Antwort auf eine Frage stehen oder als Schlüsselerlebnis …(vgl. untersch. Arbeiten zum Thema „Schlüssel“).

Einige Arbeiten sind maßstabsgetreu geplant, andere ergeben sich sukzessiv bei der Entstehung. Wieder andere entstanden durch  die Auseinandersetzung mit vorgefundenen unterschiedlichen Formen, Materialien und Oberflächenqualitäten. Oft drängten sich dabei Assoziationen zu Begriffen, Erlebnissen, Zitaten und Gedanken auf.

Die Frage, ob dabei Kunst geschaffen wird, stellt sich mir beim Machen nicht. Es gibt Arbeiten, die mir sehr wichtig sind und an denen ich nichts verändern würde. Bei anderen Objekten ist zwar die ästhetische Form stimmig, doch Anliegen und  Bedeutung sind für mich eher untergeordnet. Allerdings gibt es auch hier den Impuls zu freien Assoziationen, ästhetischem Vergnügen oder spontaner Ablehnung. Vielleicht ist es Kunst. Vielleicht (Kunst-) Handwerk. Vielleicht eine Art Metaphysik, Kommunikation oder nur Sublimation.  Immerhin ist für mich die Kunst die bessere Variante, als die Laufbahn eines z.B. (Enkeltrick)Betrügers, Räubers oder Drogenhändlers eingeschlagen zu haben. Einzige Alternative nach dem Abitur wäre das Studium der Veterinärmedizin gewesen. Im Nachhinein ist mir der Kunstbereich doch eher alternativlos.

Ich hatte immer das Glück, dass ich mit meiner künstlerisch produktiven Arbeit nie den Lebensunterhalt für meine Familie und mich sichern musste. In gewisser Weise ein Luxus, da ich durch meinen Beruf als Kunstlehrer immer finanziell unabhängig war.

Es ist nicht meine Intention bzw. es bestand keine Notwendigkeit zu verkaufen oder mich bei Ausstellungen zu präsentieren. Dass doch einige Arbeiten zum Verkauf stehen (s.o. Serien, Projekte) steht nicht im Gegensatz dazu. Wichtig ist für mich das Machen, die Entstehung einer neuen Form, die Realisierung einer Idee. Wenn das Objekt dann fertig ist und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, genügt es mir. Meine wichtigste Kritikerin ist meine Frau, die sehr oft die klare Einfachheit der Form im Gegensatz zu einer kleinteiligen Ausführung bevorzugte. Manchmal ist weniger dann doch mehr.

Zitat:  Dagmar Chidolue, Millie in Paris, Dressler Verl., HH, 1991:

So fahren sie dann doch zum Pompididu.
„Da ist neue Kunst zu sehen“, sagt Mama. „Farbe und Formen und Bewegung. Das müssen wir uns anschauen.“
„Farbe ist keine Kunst“, sagt Millie. „Kunst ist Auf-den-Händen-Laufen, und Mit-den-Ohren-Wackeln. Das kann Gus, der wackelt mit den Ohren, wenn er will, aber nur, wenn er will. Das ist Kunst.“
Was für ein Glück sie haben! Das Pompididu hat heute geschlossen, weil Dienstag ist. …